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wurde zu früh ausgelöst. Das ist normalerweise ein Hinweis auf Code im Plugin oder Theme, der zu früh läuft. Übersetzungen sollten mit der Aktion init
oder später geladen werden. Weitere Informationen: Debugging in WordPress (engl.). (Diese Meldung wurde in Version 6.7.0 hinzugefügt.) in /home/www/wordpress/wp-includes/functions.php on line 6114Gegenst\u00e4nde, verschiedenes Mobiliar oder B\u00fccher sind auf flachen Podesten platziert. Objekte, oder besser Readymades, die durch die hinzugef\u00fcgten, handgeschriebenen Handlungsanweisungen des K\u00fcnstlers Erwin Wurm mehr zu sein verhei\u00dfen und vor allem mehr fordern, denn sie fordern den Betrachter heraus. Erst durch ihn kann eine Skulptur von Erwin Wurm entstehen, eine „One Minute Sculpture“. Die verschiedenen Objekte bilden den \u00e4u\u00dferen Rahmen, sind Attribute der Handlungsanweisungen, die Welt f\u00fcr eine Minute aus anderer Perspektive zu betrachten.<\/p>\n
In der gro\u00dfen Treppenhalle der Berlinischen Galerie kann dieser Perspektivenwechsel derzeit in der Ausstellung \u201eBei Mutti\u201c von Erwin Wurm vielfach und lustvoll erprobt werden. Die in Kinderschuhen erlernten Benimmregeln f\u00fcr den Museumsbesuch m\u00fcssen dabei allerdings ad acta gelegt werden, Aktion ist gefordert und so wird der Betrachter kurzerhand zum Akteur auf kleiner B\u00fchne bis er in das Stadium Skulptur-zu-sein \u00fcbertritt und hier eine Minute als, wenn auch niedrige, Sockelfigur verweilen kann. \u201eWenn der Betrachter die Skulptur nach meinen Anweisungen realisieren will, muss er diese auch so ausf\u00fchren, wie es dasteht, sonst ist es zwar irgendetwas – aber keine Skulptur von mir.\u201c So beschreibt Erwin Wurm den notwendigen Umgang mit seinen „One Minute Sculptures“. Ein partizipativer Handlungsvorgang also, der jedoch den respektvollen Gehorsam fordert, um nicht zum Klamauk zu degradieren. Das klingt nach Widerspruch, ist aber doch Voraussetzung des Partizipativen: Die \u00dcbereinstimmung aller Beteiligten auf jeweilige Rahmenbedingungen mit dem wichtigen Habitus, zweckfrei und nicht zielorientiert zu sein. Ob eine „One Minute Sculpture“ gelingt, ist entsprechend offen und das Scheitern als eine M\u00f6glichkeit implizit.<\/p>\n K\u00f6rperliche Herausforderungen geh\u00f6ren hierbei zum Konzept des K\u00fcnstlers: W\u00e4hrend sich der Bildhauer an seinem Material abarbeitet, k\u00e4mpft der Betrachter hier mit den Attributen und dem Einnehmen der geforderten Positionen. \u201eAuf Tennisb\u00e4llen liegen. Kein K\u00f6rperteil ber\u00fchrt den Boden. Eine Minute liegen bleiben… an nichts denken\u201c. Schnell ist durchschaut, dass diese Instruktion unm\u00f6glich alleine zu realisieren und die Hilfe einer weiteren Person n\u00f6tig ist. 18 Tennisb\u00e4lle wollen gut platziert sein, um den gesamten K\u00f6rper auf ihnen zu balancieren. Die zumeist k\u00f6rperaffinen Handlungsanweisungen zwingen indirekt zur \u201eTeamarbeit\u201c, wodurch sich wiederum die Tragikkomik des Akteurs in seinem Bem\u00fchen relativiert. Denn zu zweit liegt schnell der Fokus auf dem gemeinsamen Dritten, in diesem Falle das Gelingen einer „One Minute Sculpture“. \u00dcberhaupt scheint dank der Omnipr\u00e4senz der Smartphone-Kameras und der uners\u00e4ttlichen Neigung zu Selfies der psychologische Druck zur \u00dcberwindung eines Regelbruchs oder exhibitionistischer Scham eher gering. F\u00fcr ein richtig lustiges Foto tut mancher einiges.<\/p>\n Das war Ende der 1990er Jahre ganz sicher noch anders. In dieser Zeit formulierte Erwin Wurm f\u00fcr sich den Skulpturenbegriff radikal um. Weg von Statik, Materialit\u00e4t, Ewigkeitsanspruch und dem Begriff des Originals untersucht er seitdem das Verh\u00e4ltnis vom K\u00f6rper zum Raum, zu Objekten sowie gesellschaftlichen Regeln und auferlegten Doktrinen oder Idealen. Der Bezugspunkt ist immer der menschliche K\u00f6rper als Vertreter des psychologischen Subjekts. Er ist das Material und wird durch die K\u00f6rpererfahrung mit H\u00fcllen, z.B. Kleidung, Haut, oder Attributen zur Skulptur. Dieser handlungsorientierte, entmaterialisierte Skulpturenbegriff, den K\u00fcnstler wie Joseph Beuys, Gilbert & George und insbesondere Franz Erhard Walther bereits mit jeweils anderen Schwerpunkten definierten, wird von Wurm weiter gef\u00fchrt. In diesem kunstgeschichtlichen Bewusstsein zollt er in \u201eMake your own Franz Erhard Walther\u201c mit einem Augenzwinkern den Respekt f\u00fcr den Kunstpapst, der als einer der Ersten sich selbst und das Publikum als an Objekten\u00a0partizipierendes bildhauerisches Material einsetzte.<\/p>\n Hinter den skurrilen, humorvollen und wiederholbaren „One Minute Sculptures“ verbirgt sich so ein ernsthaftes Anliegen. In den Referenzsystemen von Kunstgeschichte, Philosophie, Religion und Gesellschaft h\u00e4lt Erwin Wurm uns oft wortw\u00f6rtlich den Spiegel allt\u00e4glicher, daher umso unbewusster, Handlungen, Gewohnheiten, Kodierungen oder gesellschaftlicher Neurosen vor. Kritisch-b\u00f6se etwa hinterfragt Erwin Wurm den insbesondere in \u00d6sterreich, wo er seit 1954 aufwuchs, vorherrschenden Katholizismus, wenn er in \u201eConfessional\u201c eine Hundeh\u00fctte zum Beichtstuhl deklariert, in die zwei Personen b\u00e4uchlings auf dem Boden liegend ihre K\u00f6pfe stecken und sich konspirativ \u00fcber ihre S\u00fcnden austauschen. In \u201eTake your most loved philosophers\u201c<\/p>\n n\u00e4hert sich hingegen der Betrachter rein physisch der gedanklichen Schwere der Philosophie an, indem er sich die B\u00fccher zwischen Arme und Beine klemmt. Weiter sind hierzu die \u201eInstruktionszeichnungen\u201c und die zeichnerische Arbeit \u201eKonfektionsgr\u00f6\u00dfe 50 zu 54 in acht Tagen\u201c erhellend und bereichernd. Die Handlungsanweisung beispielsweise, wie man sein Gewicht in acht Tagen um vier Konfektionsgr\u00f6\u00dfen steigern kann, treibt die Ironie auf die Spitze und konterkariert jegliche Ideal-, Optimierungs- und Normdoktrinen unserer Gesellschaft. Kann man in den Zeichnungen den partizipativen Charakter einer m\u00f6glichen Realisierung zumindest noch gedanklich durchspielen, widersprechen die neueren Skulpturen von Erwin Wurm diesem Charakter vollends und sind hermetische Originale mit dem Schild an der Seite \u201eBitte nicht ber\u00fchren!\u201c. Schade!<\/p>\n Zur\u00fcck zu Smartphones, Selfies, facebook, Instagram und Co.: Im Internet gibt es seit geraumer Zeit verschiedene Communities, zum Teil wahre virtuelle Wurm-Fanclubs, die die partizipativen Aktionen fortf\u00fchren. Beweis und Relikt der Aktion ist das Foto (auch Wurm hatte seine \u201eOne Minute Sculptures\u201c fotografiert), das hier oft selbst nachfolgend als Handlungsanweisung fungiert. Ob all diese Aktionen die gleiche brisante und feinf\u00fchlige Ambivalenz wie die „One Minute Sculptures“ beinhalten und erzeugen, sei dahingestellt. Der Hinweis und Blick aber auf den virtuellen Raum, in dem auch K\u00f6rper und K\u00f6rperlichkeit im Verh\u00e4ltnis anders zu definieren sind, veranlasst Erwin Wurm vielleicht doch, seinen Skulpturenbegriff weiter zu denken und auszudehnen anstatt sich in den tradierten Gattungsbegriff zur\u00fcckzuziehen. Potenzial f\u00fcr \u00e4u\u00dferst spannende Fragestellungen und gesellschaftliche Spiegelungen g\u00e4be es genug.<\/p>\n Zu empfehlen ist diesbez\u00fcglich der Artikel der Kunstwissenschaftlerin und Medientheoretikern Annekathrin Kohout \u201eErwin, komm doch endlich ins gemachte\u00a0Bett!<\/a><\/span><\/strong>\u201c<\/p>\n<\/a>
Confessional (One Minute Sculpture), Berlinische Galerie 2016,
\u00a9 Erwin Wurm, VG Bild-Kunst Bonn, 2016, Foto: Amin Akhtar<\/figcaption><\/figure>\n<\/a>
Open your trousers, put flowers in it and don\u2019t think … (One Minute Sculpture), 2002,
\u00a9 Erwin Wurm, VG BILD KUNST, Bonn 2016,<\/figcaption><\/figure>\n