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{"id":2261,"date":"2016-06-05T09:43:18","date_gmt":"2016-06-05T07:43:18","guid":{"rendered":"http:\/\/www.yeast-art-of-sharing.de\/?p=2261"},"modified":"2016-10-19T13:10:57","modified_gmt":"2016-10-19T11:10:57","slug":"kswe16-temperamentvoller-auftakt","status":"publish","type":"post","link":"http:\/\/www.yeast-art-of-sharing.de\/2016\/06\/kswe16-temperamentvoller-auftakt\/","title":{"rendered":"KSWE16 \u2013 Kultursymposium Weimar 2016: Temperamentvoller Auftakt"},"content":{"rendered":"

Am 1. Juni um 15 Uhr war es endlich soweit: Das Kultursymposium des Goethe-Instituts unter der \u00dcberschrift \u201eTeilen und Tauschen\u201c wurde in Weimar er\u00f6ffnet. Ein hochaktuelles wie brisantes Thema. Die Vorfreude auf das reichhaltige Programm der kommenden Tage war dem Pr\u00e4sidenten des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann in seiner Er\u00f6ffnungsrede anzumerken.<\/p>\n

\"Praesident<\/a>
Praesident Klaus-Dieter Lehmann bei der Eroeffnung des Kultursymposiums Weimar<\/figcaption><\/figure>\n

\u201eWas treibt eine Institution wie das Goethe-Institut f\u00fcr dieses Thema an?\u201c Klaus-Dieter Lehmann verwies mit dieser einleitenden Frage auf die mannigfachen Aspekte des \u201eTeilens und Tauschens\u201c, nicht nur in Kultur und Gesellschaft, sondern insbesondere auch in Wirtschaft und Politik sowie deren Wechselwirkungen. In Zeiten eines umfassenden Funktionalismus, in dem sich alles einer gewinnbringenden Orientierung unterordne, gerieten die Prinzipien einer Solidargemeinschaft in Gefahr. Aktuell formierten sich unter anderem durch die vielen Fl\u00fcchtlingskrisen neue Verbundenheiten, f\u00fcr deren positives Fortwirken m\u00fcsse aber die Abl\u00f6sung der Willkommenskultur durch reale Teilhabe erfolgen. Menschliches Leben sei eine Ansammlung kultureller Leistungen, eine Ann\u00e4herung an andere Formen des Zusammenlebens k\u00f6nnte ein weiterer Schritt dieser Kulturleistung sein. Doch leitet der derzeitige Hype des Teilens tats\u00e4chlich ein Umdenken ein oder ist er nur eine Modeerscheinung? Ist der Homo oeconomicus dabei abzudanken? Lehmann verwies auf die Anthropologie des Teilens und Tauschens als Ph\u00e4nomene kulturellen und sozialen Verhaltens, aus dem letztendlich die \u00d6konomie erwuchs. Entsprechend kann \u00d6konomie anthropologisch oder auch kulturell betrachtet werden \u2013 Wirtschaft als ein System kultureller Handlung. Der Grundsatz des Goethe-Instituts<\/span>\u00a0\u201eWir sollten soviel nehmen wie wir bereit sind zu geben\u201c beh\u00e4lt auch bei dieser Betrachtung seinen mahnenden Charakter. <\/span><\/p>\n

\"Sedlacek_Foto_Cordula_Flegel<\/a>Der tschechische \u00d6konom Toma\u0161 Sedl\u00e1\u010dek betonte in der ihm zugeteilten Rolle als Keynote-Speaker provozierend die vielen Bereiche, in denen wir ohne monet\u00e4ren Austausch agieren. So funktioniere die \u00e4lteste Form einer Institution, n\u00e4mlich die Familie, ohne Rechnungsstellung. Aber auch unter Freunden oder in einer Firma unter Kollegen g\u00e4be es keinen Geldverkehr. Geld sei vulg\u00e4r und bleibe deshalb zumeist in diesen privaten Sph\u00e4ren au\u00dfen vor \u2013 zumindest in der westlichen Welt. Geschenkgutscheine h\u00e4tten Konjunktur und l\u00f6sten schon l\u00e4nger den sonst dezent in Blumen oder Konfekt versteckten Briefumschlag mit Geld ab. Dennoch finde die gr\u00f6\u00dfte Geldtransaktion doch innerhalb der Familie statt und zwar mit der Erbschaft. Ein von Generation zu Generation einseitig geschlossener Vertrag.<\/p>\n

\"Weimar_Eroeffnung_0998_Foto_Cordula_Flegel\"<\/a>Die Soziologin Eva Illouz entgegnete in der anschlie\u00dfenden Diskussion, dass in Familien Frauen von M\u00e4nnern immer bezahlt wurden, wenn auch indirekt. Mit den Forderungen der Frauen, f\u00fcr Hausarbeit oder Versorgung der Kinder entlohnt zu werden, setzte ein neues Verst\u00e4ndnis von sozialen und famili\u00e4ren Beziehungen ein. Eva Illouz erl\u00e4uterte zuvor einen brisanten Aspekt: Das Teilen in Gruppen. Gruppen seien trotz ihrer gemeinschaftlichen Ausrichtung egoistisch, denn sie grenzten andere au\u00dferhalb dieser Gruppe aus. Teilen sei eine emotionale Erfahrung, die sich im Erleben mit der Gruppe noch potenziere, sprich die Gruppendynamik st\u00e4rkt. Die eigentlich Bedrohung dabei sei, dass der Verlust des Individuums in einer Gruppe einhergehe mit der Aufgabe seines Gewissens. Wie kann\u00a0 also ein offenes Teilen, ein Teilen ohne die immanenten Grenzen einer \u201ePeer Group\u201c gelingen?<\/p>\n

Zusammen mit dem Ethnologen Hans P. Hahn, der sich mit der materiellen Kultur und dem Konsum sowie der Mobilit\u00e4t von Menschen und G\u00fctern besch\u00e4ftigt, deutete die Er\u00f6ffnungsdiskussion bereits die immense Bandbreite an Themen f\u00fcr die folgenden Tage an. Zum ersten Kultursymposium Teilen und Tauchen waren 300 Teilnehmer aus 45 L\u00e4ndern geladen. Vortr\u00e4ge, Diskussionen und World-Caf\u00e9s, d.h. moderierte Gespr\u00e4chsrunden in kleinen Gruppen, wurden durch Spiele, Performance, k\u00fcnstlerische Interventionen, Stadtspazierg\u00e4nge sowie eine Ausstellung bereichert und machten so das Thema \u201eTeilen und Tauschen\u201c mit allen Sinnen erfahrbar.\u00a0 H\u00f6hepunkte des Programms waren die Deutschlandpremiere der deutsch-koreanischen Koproduktion \u201eBeing Faust \u2013 Enter Mephisto\u201d, in dem Werte und Ideale in Form eines Spiels zum Tausch angeboten werden, sowie eine Kunstaktion zum \u201eKula-Ring\u201d.<\/p>\n

Anregung und Austausch gab es also viel. YEAST \u2013 Art of Sharing<\/span> berichtet sukzessive \u00fcber einzelne Veranstaltungen des Kultursymposiums Weimar 2016 unter dem Label KSWE16<\/strong>.<\/p>\n

______________<\/p>\n

Das erste Kultursymposiums Weimar 2016 fand vom 1. bis 3. Juni 2016 statt. Es ist eine zweij\u00e4hrlich stattfindende Veranstaltungsreihe des Goethe-Instituts, in der globale Gesellschaftsfragen mit Expertinnen, Intellektuellen und K\u00fcnstler aus dem Netzwerk der Goethe-Institute weltweit diskutiert werden. Im Vorfeld des Kultursymposiums Weimar fanden seit November 2015 Veranstaltungen an elf Goethe-Instituten im Ausland statt, die sich dem Thema \u201eTeilen und Tauschen\u201c widmen. Kulturelle Traditionen, lokale Initiativen, k\u00fcnstlerische Adaptionen und wissenschaftliche Zug\u00e4nge bereichern das Kultursymposium Weimar um neue Impulse und Stimmen.<\/p>\n

Weitere Informationen gibt es direkt beim Goethe-Institut<\/a><\/span><\/strong><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Am 1. Juni um 15 Uhr war es endlich soweit: Das Kultursymposium des Goethe-Instituts unter der \u00dcberschrift \u201eTeilen und Tauschen\u201c wurde in Weimar er\u00f6ffnet. Ein hochaktuelles wie brisantes Thema. Die Vorfreude auf das reichhaltige Programm der kommenden Tage war dem Pr\u00e4sidenten des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann in seiner Er\u00f6ffnungsrede anzumerken.<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":2267,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[89,86,85],"tags":[213,210,199,212,209,198,211],"class_list":["post-2261","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-archiv","category-artikel","category-rezension","tag-eroeffnung","tag-eva-illouz","tag-goethe-institut","tag-hans-p-hahn","tag-klaus-dieter-lehmann","tag-kultursymposium-2016-weimar-teilen-und-tauschen","tag-tomas-sedlacek"],"_links":{"self":[{"href":"http:\/\/www.yeast-art-of-sharing.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2261","targetHints":{"allow":["GET"]}}],"collection":[{"href":"http:\/\/www.yeast-art-of-sharing.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"http:\/\/www.yeast-art-of-sharing.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"http:\/\/www.yeast-art-of-sharing.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"http:\/\/www.yeast-art-of-sharing.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=2261"}],"version-history":[{"count":14,"href":"http:\/\/www.yeast-art-of-sharing.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2261\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":2414,"href":"http:\/\/www.yeast-art-of-sharing.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2261\/revisions\/2414"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"http:\/\/www.yeast-art-of-sharing.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/2267"}],"wp:attachment":[{"href":"http:\/\/www.yeast-art-of-sharing.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=2261"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"http:\/\/www.yeast-art-of-sharing.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=2261"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"http:\/\/www.yeast-art-of-sharing.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=2261"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}