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wurde zu früh ausgelöst. Das ist normalerweise ein Hinweis auf Code im Plugin oder Theme, der zu früh läuft. Übersetzungen sollten mit der Aktion init
oder später geladen werden. Weitere Informationen: Debugging in WordPress (engl.). (Diese Meldung wurde in Version 6.7.0 hinzugefügt.) in /home/www/wordpress/wp-includes/functions.php on line 6114\u201eLebendig werden die Exponate erst durch die zugeh\u00f6rigen Geschichten\u201c, erkl\u00e4rt Robert Fuchs, Projektleiter des K\u00f6lner Dokumentationszentrums und Museums \u00fcber die Migration in Deutschland e. V., kurz DOMID genannt. Er weist auf eine orange Babybadewanne aus Plastik. Ein Pope sei damit in den 60er-Jahren im Rheinland \u00fcber Land gefahren, um Kinder unter Wasser zu tauchen – ein fester Bestandteil des griechisch-orthodoxen Taufrituals. Und ein anschauliches Beispiel daf\u00fcr, unter welch flexiblen Bedingungen religi\u00f6se Tradition auch im Gastland ausgelebt werden k\u00f6nne.<\/p>\n
Auch die anderen Alltagsgegenst\u00e4nde im DOMID-Depot zeugen von individuellen Geschichten sowie kollektiver Geschichte. Ein Spirometer etwa, mit dem das Lungenvolumen untersucht wird, erinnert an die Gesundheitsuntersuchungen der ersten \u201eGastarbeiter\u201c in der Anwerbestelle Istanbul.\u00a0 Zwischen 1955 und 1973 hatte die Bundesregierung Anwerbeabkommen mit Italien, Spanien, Griechenland, der T\u00fcrkei, Marokko, Portugal, Tunesien, Jugoslawien und S\u00fcdkorea geschlossen.<\/p>\n
Fotos zeigen eine junge deutsche \u00c4rztin, die mithilfe des Lungenvolumenmessger\u00e4tes einen T\u00fcrken in Unterhose untersucht. Ihm ist die Prozedur sichtlich unangenehm. Und tats\u00e4chlich zeugt eine Reihe an Interviews davon, als wie erniedrigend die vorgeschriebene Musterung von vielen M\u00e4nnern empfunden wurde.<\/p>\n
Sensible Papiere<\/strong><\/p>\n Die Temperatur von 17 Grad Celsius im n\u00e4chsten Raum kommt an diesem hei\u00dfen Sommertag einem K\u00e4lteschock gleich. Doch die K\u00fchle sei die ideale\u00a0 Voraussetzung, um Papiere zu lagern, so Fuchs. \u201eSensible Papiere\u201c steht auf einem der Grafikschr\u00e4nke. \u201eSensibel\u201c in Hinblick auf die Materialbeschaffenheit des hier gelagerten Schriftgutes, erkl\u00e4rt der promovierte Historiker. Zum anderen seien manche Dokumente aus datenrechtlichen Gr\u00fcnden behutsam zu behandeln.<\/p>\n Viele Privatpersonen haben DOMID ihre Briefe, Poesiealben, Schulhefte, Fotos u.a. \u00fcberlassen. Bis unter die Decke werden in dem riesigen Raum Zeitungen gelagert \u2013 darunter viele seltene fremdsprachige Exemplare, herausgegeben f\u00fcr Gastarbeiter-Communities in Deutschland. Andere Regale bersten von Kassetten und Schallplatten, so etwa mit t\u00fcrkischer Musik, die von in Deutschland ans\u00e4ssigen Labels produziert wurde. H\u00e4ufig fragen Medienproduktionsfirmen und Museen nach Exponaten. J\u00fcngst recherchierte dort das Deutsche Historische Museum Berlin f\u00fcr die Ausstellung \u201eImmer bunter. Einwanderungsland Deutschland\u201c.<\/p>\n Internationale Strahlkraft<\/strong><\/p>\n Nachdem lange Zeit kein politischer Wille f\u00fcr die Errichtung eines Migrationsmuseums vorhanden war, reagierten Politiker aller Parteien nun umso wacher auf die Zeichen der Zeit, berichtet Fuchs. Ende September sollen erste Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie ver\u00f6ffentlicht werden. Als Standort sei eine deutsche Gro\u00dfstadt mit einer langen Migrationsgeschichte gew\u00fcnscht, wie etwa Stuttgart, K\u00f6ln, Frankfurt oder Berlin. Dabei ist die Erwartungshaltung hoch, so Fuchs: \u201eDas erste Migrationsmuseum in Deutschland soll eine internationale Strahlkraft besitzen wie etwa Ellis Island in den USA\u201c. Als Schimrherrin konnte die ehemalige Bundesministerin f\u00fcr Jugend, Familie und Gesundheit und Pr\u00e4sidentin des Deutschen Bundestages Rita S\u00fcssmuth gewonnen werden.<\/p>\n Dabei sei das Geschichtsbild, dass DOMID vorschwebe, kein Gesamtnarrativ, denn jeder Mensch erinnere sich anders. Gew\u00fcnscht sei eine geschichtliche Teilhabe f\u00fcr jedermann, neben der Sicherheit und Wirtschaftlichkeit ein wichtiger, nur allzu oft vernachl\u00e4ssigter Aspekt. \u201eMigration soll entdramatsiert werden,\u201c betont Robert Fuchs. \u201eAber wir wollen keineswegs ein Lila-Laune-Land darstellen, sondern die Situation kritisch und komplex darstellen.\u201c Auch Vorf\u00e4lle wie die Silvester\u00fcbergriffe in K\u00f6ln und anderen St\u00e4dten, bei denen junge Frauen sexuell bel\u00e4stigt und bestohlen wurden, w\u00fcrden selbstverst\u00e4ndlich dokumentiert.<\/p>\n Bislang behilft sich DOMID mit einem virtuellen Museum<\/a>, das den Vorteil hat, dass damit auch Menschen erreicht werden k\u00f6nnen, die sonst nicht ins Museum gehen, wie etwa Jugendliche.<\/p>\n<\/a>Im Laufe seines 26-j\u00e4hrigen Bestehens hat sich DOMID mit \u00fcber 70.000 Objekten und seiner gut best\u00fcckten Bibliothek, die auch graue Literatur umfasst, zu einer bundesweit einzigartigen Sammlung an sozial-, kultur- und alltagsgeschichtlichen Gegenst\u00e4nden der Einwanderung in der Bundesrepublik und der DDR entwickelt. 1990 von t\u00fcrkischst\u00e4mmigen Migranten in Essen gegr\u00fcndet, stand von vornherein der Wunsch im Fokus, die Leerstellen der Erinnerungspolitik zu f\u00fcllen. Finanziert werden die Personalstellen des Museums durch das Ministerium f\u00fcr Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, w\u00e4hrend die Stadt K\u00f6ln im vierten Stock des B\u00fcrgeramtes Ehrenfeld gro\u00dfz\u00fcgige R\u00e4ume zur Verf\u00fcgung stellt.<\/p>\n